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EDITION DONAU-UNIVERSITÄT KREMS

INTEGRATIVE THERAPIE

Zeitschrift für vergleichende Psychotherapie und Methodenintegration
Aus Heft 2011, 4 Altruismus und Friedensarbeit – Henry Dunant (1828-191 O)
(Das Heft erschien im Jahr 2010, die Nummerierung im Heft wurde jedoch vom Verleger fälschlicherweise mit 4/2011 eingetragen)

Seite 477 – 518

Altruismus in der Psychotherapie. Neueste evolutionstheoretische und neurowissenschaftliche Erkenntnisse zu Altriusmus und ihre Implikationen für die Psychotherapie

Christoph Ledermann


Zusammenfassung: Altruismus in der Psychotherapie – Neuste evolutionstheoretische und neuro-wissenschaftliche Erkenntnisse zu Altruismus und ihre Implikationen für die Psychotherapie
Altruismus als selbstloses, prosoziales Verhalten gewinnt mit der zunehmenden Wichtigkeit der Evolutionspsychologie an Bedeutung. Als spezifisch menschliches Phänomen wird in diesem Beitrag der Frage nach der Existenz von reinem Altruismus ohne Profit oder Gewinn – auch nicht auf genetischer Ebene – für den altruistischen Akteur nachgegangen. Anhand neuster Forschungsergebnisse mit Schwergewicht auf neuronale Aktivitäten im Gehirn wird die Komplexität von altruistischem Verhalten ersichtlich. Die Verbindung mit dem Belohnungssystem und komplexen Vorgängen im Gehirn lassen auf einen Profit für den Akteur im Sinne eines „Sich-gut-Fühlen“ schließen. Die Problematik eines induzierten Ergebnisses aufgrund der Versuchssituation wird diskutiert. Im Zusammenhang mit der Psychotherapie und der Integrativen Therapie treten Überlegungen aus der Metaperspektive in den Vordergrund. Die Beobachtung von altruistischem Verhalten in Ausnahmezuständen – wie im zweiten Weltkrieg durch die Rettung von Juden – entzieht sich den gängigen Erklärungen und Theorien. Eine menschliche Haltung und die Verbundenheit miteinander – in der Integrativen Therapie schon früh durch „Sein ist Mitsein“ berücksichtigt – wird als zentrales Element für die kulturelle Leistung von altruistischer Kooperation gesehen. Mit Verweis auf verschiedene Überlegungen der Integrativen Therapie wird für eine mutige Haltung des Therapeuten und Vermittlung von Werten plädiert: Gegen die Verurteilung als Utopie wird die Wichtigkeit der Friedensnarration betont. Weiter ist eine therapeutische Haltung der Zuwendung und der Kooperation zentral. In der Integrativen Therapie wird die Entwicklung von persönlicher Souveränität durch Solidarität – und eben altruistischem Handeln – sowohl für Therapeuten wie auch für Patienten hervorgehoben.

Schlüsselwörter: Altruismus, Integrative Therapie, Evolutionstheorie, Neurowissenschaften


Summary: Altruism in Psychotherapy – the newest results regarding altruism in evolutional theories and in neurology and its implications on psychotherapy
Altruism is gaining more and more attention. Especially the popular evolutionary psychology has an influence on the importance of this prosocial behaviour. In this paper the question whether the pure altruistic behaviour without any benefit for the actor exists is answered. The complexity of altruistic behaviour is revealed with the reference of new empiric material with a special focus on neuronal activity. Results of economic research on prosocial behaviour generates evidence, that the benefit of altruistic behaviour is in “feeling good” due to the activity in the neuronal rewarding system. The problem of the experimental design and its consequences is discussed. With the perspective of psychotherapy and Integrative Therapy more general views come into consideration. The pure altruistic behaviour under extremely dangerous conditions as observed in the hiding of Jews during World War II cannot be explained with the common explanations or theories. An attitude of being one with the world is the most important condition for an altruistic culture. This has been a key assumption in the Integrative Therapy (“Sein ist Mitsein”). With the consideration of the ideas in the Integrative Therapy I come to the conclusion that in psychotherapy the therapist should adapt a courageous attitude and pass important values: Against the condemnation as an utopia the “Friedensnarration” is very important. Furthermore is a therapeutic quality of cooperation and devotion important. And in Integrative Therapy we see altruism and acts of solidarity as a way of gaining personal sovereignty – for both the patients and the therapists.

Keywords: Altruism, Integrative Therapy, Theory of Evolution, Neurosciences

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