EDITION DONAU-UNIVERSITÄT KREMS
INTEGRATIVE THERAPIE
Zeitschrift für vergleichende Psychotherapie und Methodenintegration
Aus Heft 2008, 1/2 Integration – Möglichkeiten und Grenzen Interdisziplinäre Diskurse
Seite 43 – 53

Flucht, Trauma, Integration in der heutigen Gesellschaft

Klaus Ottomeyer

Zusammenfassung: Flucht, Trauma, Integration in der heutigen Gesellschaft
Der Beitrag behandelt zunächst Flucht und Trauma als eine Beeinträchtigung des „Sense of Self“ im Sinne von Daniel Stern, welche oft mit einer „Abgrunderfahrung“ verbunden ist. Aber auch im Alltag der entwickelten kapitalistischen Gesellschaften steckt ein anomisches Potential, welches den „Sense of Coherence“ (Aaron Antonovsky) und damit das Selbst zwischen den Anforderungen von Arbeiten, Lieben und Kämpfen permanent überfordert. Die Klage über mangelnde Integration der Fremden und der Ruf nach einer endlich kohärenten „Leitkultur“ ist zum Teil eine projektive Thematisierung der alltäglichen Überforderung unseres westlichen Sense of Coherence im widersprüchlichen Kreislauf der kapitalistischen Ökonomie.

Schlüsselwörter: Identität, Selbst, Kohärenzsinn, Trauma, Kapitalismus

Summary: Flight, trauma, integration in today’s society
The experience of uprooted and traumatized people is discussed as a damage of the self and “Abyss Experience” (John P. Wilson). But our “Sense of Self” (Daniel Stern) and our “Sense of Coherence” (Aaron Antonovsky) are also endangered by contradictory demands of the capitalist economy. This is the background of the new call for “integration” and the new attractiveness of simplifying large group identities.

Keywords: Identity, sense of self, sense of coherence, trauma, capitalism

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