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EDITION DONAU-UNIVERSITÄT KREMS
INTEGRATIVE THERAPIE
Zeitschrift für vergleichende Psychotherapie und Methodenintegration
Aus Heft 2009, 2-3 Für Kinder engagiert – mit Jugendlichen auf dem Weg
Seite 169 – 193

Kinder nach der Trennung und Scheidung ihrer Eltern      

Reinhard Sieder

 

Zusammenfassung: Kinder nach der Trennung und Scheidung ihrer Eltern
Mit zunehmender Häufigkeit von Trennungen und Scheidungen stehen deren Auswirkungen auf Kinder zur Diskussion. Der Beitrag diskutiert zunächst eine imaginäre Instanz: den west-christlichen Familienmythos in der seit den 1970er Jahren reformierten Version. Er ermutigt zur auf Dauer angelegten Bindung des Paares und zur Elternschaft, entmutigt aber all jene, die an den durch denselben Mythos überhöhten Erwartungen scheitern. Das auf Trennung und Scheidung der Eltern folgende Familienleben wird auf kumulativ schwächende und stärkende Wirkungen untersucht. Die Trauer des Kindes über erlittene Verluste zu ermöglichen, ist die kommunikative Leistung des sozialen Systems. Das Pendeln der Kinder zwischen zwei oder mehr Haushalten von Eltern und Großeltern erzeugt ein bi- oder mehrlokales Familiensystem. Auch hier zeigen sich schwächende und stärkende Strategien von Erwachsenen und Kindern. Der Instrumentalisierung von Kindern durch streitende Expartner werden die vielfältigen Beziehungsangebote in den gut und sehr gut kommunizierenden Familiensystemen gegenübergestellt. Das Familienleben nach Trennung und Scheidung erweist sich als systemisch, prozessual und kontingent. Es fordert von den getrennten Eltern, deren neuen Ehe- oder Lebenspartnern wie auch von den Kindern eine lernbereite Gestaltung ihrer Beziehungen. Essenzialistische und naturalisierende Konzepte sind dabei hinderlich.

Schlüsselwörter: Familienmythos, Trennung, Trauer, Ein-Eltern-Familie, Patchwork-Familie

Summary: Children after separation and divorce of their parents
As the numbers of separation and divorce increase, the effects on children are under consideration. At first, the contribution discusses an imaginary authority: the western-christian family myth in its reformed version of the 1970ies. It encourages parenthood in a lasting relationship, nevertheless discourages all those who fail to fulfil the excessive expectations generated by this myth. Examined are cumulative debilitating and strengthening effects in family life after separation or divorce. To enable the grief of the child about experienced losses is the communicative achievement the social system needs to get involved with. The commuting of children between two ore more households (of parents and grand-parents) produces a bi- or plurilocal family system. Here as well research findings show debilitating and strengthening strategies of adults and children. The use of children by litigant ex-partners contrasts with variegated offers of relationship in family systems that communicate well or very well. Family life after separation and divorce requires a learning attitude of all actors involved: Separated parents, new partners and children. Essentialist or naturalistic concepts based on the mentioned family myth obstruct this process.

Keywords: family myth, separation, grief, single-parent-family, patchwork family

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