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EDITION DONAU-UNIVERSITÄT KREMS

INTEGRATIVE THERAPIE

Zeitschrift für vergleichende Psychotherapie und Methodenintegration

Aus Heft 2011, 1-2 Wo viel Licht, dort ist auch Schatten“ – Wirkungen, Nebenwirkungen, Risiken und Schäden durch Psychotherapie, Supervision und Beratung

Seite 63 – 74

PatientInnenbeschwerden in der Psychotherapie. Eine Kurzdarstellung

Heidemarie Hinterwallner, Katharina Gerlich, Alexandra Koschier

 

Zusammenfassung: PatientInnenbeschwerden in der Psychotherapie – Eine Kurzdarstellung
Die wichtigsten Ergebnisse der zusammenfassenden Inhaltsanalyse der PatientInnen-beschwerden sind die Klärung des therapeutischen Settings im Rahmen der Strukturqualität und der Nutzen einer Aufklärung der  PatientInnen zu Besonderheiten der Prozessqualität. Fehlen Erstgespräche, Behandlungsverträge, klare Regelungen, Therapieziele, sind PatientInnen auch einem erhöhten Risiko, das auf sie belastend wirkt, ausgesetzt. Außerdem zeigte sich in der Analyse, dass die PatientInnen oft wenig über ethisch korrekt ausgeführte Psychotherapie Bescheid wussten. Das fehlende Wissen über Methoden und Verfahren kann dazu führen, dass PatientInnen in eine von der/vom PsychotherapeutIn abhängige Situation geraten. PatientInnen kommen mit bestimmtem biographischen Hintergrund, mit Erwartungen an Therapie, TherapeutIn und an sich selbst, mit Bedürfnissen in die therapeutischen Sitzungen, wobei fehlendes Wissen über die Rahmenbedingungen einer Psychotherapie, die mangelnde Aufklärung im Erstgespräch durch die/den TherapeutIn und die ethischen Grenzübertretungen im Prozess Faktoren sind, die Neben-Wirkungen und Schäden begünstigen. Wechselt die professionelle Beziehung im Rahmen der Prozessqualität auf eine persönliche Ebene, dann sind PatientInnen einem erhöhten Risiko ausgesetzt. Das Schadenspotenzial negativer Abhängigkeitsdynamiken zeigte sich deutlich im Datenmaterial. Wesentlich dabei ist, dass diese Abhängigkeit wahrgenommen wird und nur mit zusätzlicher Hilfe aus dem sozialen Umfeld und/oder ExpertInnenhilfe bewältigt werden kann. Aus TherapeutInnensicht ist es unumgänglich, den therapeutischen Prozess innerhalb eines supervisorischen Settings zu reflektieren, um eine professionelle Beziehung aufrechterhalten zu können. Generalisierte Aussagen, wann welche Form des Schadens mit welchen Symptomen auftritt, können nicht getätigt werden. Die Daten legen aber nahe, dass eine Kumulation von subjektiv nega-tiv erlebten Einzelsituationen bzw. erfahrenen Missachtungen auf Ebene der unter-schiedlichen Kategorien eine verdichtete Schwere der Beschwerde verursachen.

Schlüsselwörter: Psychotherapie, PatientInnenbeschwerden

 

Summary: Patients’ complaints in Psychotherapy – A short version
The qualitative context analysis of the patient complaints highlights the importance of a clarification of the therapeutic setting and the benefits of patient information for process quality. The absence of initial conversations to set treatment contracts, clear rules and goals of therapy exposes patients to high-risk, which has a negative impact on them. It also appears that the patients often know little about ethically correct conducted psychotherapy. The lack of knowledge on methods and procedures can lead to patient therapist dependency. Patients enter the therapeutic sessions with a certain biographical background, expectations regarding the therapy, the therapist, themselves and specific needs. A lack of knowledge about the conditions of psychotherapy, the lack of information in the initial meeting and ethical boundary violations in the process are factors that favour side-effects and damages. Patients are at an increased risk when the professional relationship changes toward a personal level in the context of process quality. The damage potential of negative dependence dynamics is evident in the data. It is important to note, that this kind of dependency is noticed and can only be overcome with external help from the social environment and / or expert assistance. In order to maintain a professional relationship it is essential for therapists to review the therapeutic process within a supervisor’s setting. Generalized statements about the kind and degree of damage and its correlation with the mentioned categories can not be made. The data suggests that a combination of more than one incident between the different categories occurred often and results in a serious complaint.

Keywords: Psychotherapy, Patients’ complaints

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IT-2011-1-2-hinterwallner-gerlich-koschier-patientinnenbeschwerden-psychotherapie-kurzdarstellung-pdf [4.7 MB]

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