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EDITION DONAU-UNIVERSITÄT KREMS

INTEGRATIVE THERAPIE

Zeitschrift für vergleichende Psychotherapie und Methodenintegration

Aus Heft 2011, 1-2 Wo viel Licht, dort ist auch Schatten“ – Wirkungen, Nebenwirkungen, Risiken und Schäden durch Psychotherapie, Supervision und Beratung

Seite 75 – 92

Risiken, Schäden und Neben-wirkungen in der Psychotherapie. Ergebnisse einer niederösterreich-weiten PatientInnenbefragung. Ein Kurzbericht 

Alexandra Koschier, Michael Märtens

 

Zusammenfassung:  Risiken, Schäden und Nebenwirkungen in der Psychotherapie – Ergebnisse einer niederösterreichweiten PatientInnenbefragung
Insgesamt präsentierte sich ein sehr positives Bild der Psychotherapie in Niederösterreich. Besonders deutlich ist das positive Erleben der Therapie in Bezug auf die Einschätzung der Beziehungsqualität. Auch ließ sich ein deutlicher, erlebter Therapieerfolg im Sinne einer erwünschten Wirkung der Psychotherapie feststellen. Dieses Ergebnis ist deshalb so beeindruckend, weil davon ausgegangen werden kann, dass sich fast zwei Drittel der PatientInnen zum Zeitpunkt der Erhebung noch in den unterschiedlichsten Phasen des Therapieprozesses befunden haben.
Die AbbrecherInnen berichteten erwartungsgemäß in vielen zentralen Dimensionen von deutlich schlechteren Erfahrungen. So zeigten sie eine schlechtere Einschätzung der Beziehungsqualität, weniger erwünschte Wirkung, mehr Belastung durch die Therapie sowie mehr Veränderungen in ihrem sozialen Gefüge. Sie waren andererseits aber auch schlechter über mögliche Veränderungen im Rahmen der Psychotherapie aufgeklärt. Hier wird deutlich, dass zum jetzigen Zeitpunkt kaum von negativen Effekten einer weitergehenden PatientInneninformation – auch über die Gefahren einer Thera-pie – auszugehen ist. Mehr Aufklärung trägt dazu bei, irrationale Befürchtungen abzubauen und durch das Benennen möglicher Belastungen Abbrüchen vorzubeugen.
Das Geschlecht der PatientInnen spielte häufig eine Rolle. Frauen schätzten die therapeutische Beziehung signifikant besser ein als männliche Patienten. Frauen zeigten weiters weniger Abhängigkeit von TherapeutInnen und berichten über mehr positive Wirkungen der Therapie. Aber auch die Kombination weibliche Therapeutin und weibliche Patientin erleichtert anscheinend die Entstehung einer guten Beziehungsqualität.

Da aber, wie in den meisten Untersuchungen dieser Art, nur ein Drittel der Befragten geantwortet hat, kann eine stichprobenbedingte Ergebnisverzerrung nicht ausgeschlossen werden. Aus unterschiedlichen Gründen, die das Unterlassen der Beantwortung motiviert haben könnten, sind möglicherweise unerwünschte Phänomene zu wenig erfasst worden, so dass die gefundene Prävalenzrate als zu wenig abgesichert betrachtet werden muss. Demgegenüber bestärken die Befunde die zentrale Bedeutung der therapeutischen Beziehung als wichtigen Faktor im Prozess der Therapie und bestärken eine weitere Entwicklung unterschiedlicher und pragmatischer Feed-backsysteme (vgl. z.B. Lambert, Hawkins et al. 2005) zur erfahrenen Therapiebeziehung in der Sitzung.
Die Ergebnisse zeigen die Notwendigkeit weiterer, vertiefender Forschung zu den Faktoren auf, die mit unerwünschten Therapieverläufen zusammenhängen. Stichproben negativer Verläufe sind verstärkt zu untersuchen, da sonst die spezifischen Faktoren dieser Prozesse nicht erfasst werden.

Schlüsselwörter: Psychotherapie, therapeutische Beziehung, Therapierisiko

 

Summary: Risks, Damage and Side-Effects in Psychotherapy. Results of a Survey throughout Lower Austria
Overall, the study presented a very positive picture of psychotherapy in Lower Au-stria. The positive experience of therapy is particularly evident, considering the per-ceived quality of psychotherapeutic relationship. Also, a significant therapeutic suc-cess in terms of a desired effect of psychotherapy had been noticed. This result is so impressive, because you have to assume that almost two thirds of the patients at the time of the survey have been in various stages of the treatment process.
The dropouts reported, as expected, in many key dimensions of significantly worse experiences. They showed a poorer assessment of relationship quality, less desirable effect, more exposure to the therapy, and more changes in their social structure. On the other hand they were even worse informed about possible changes in the context of psychotherapy. It is evident, that at this stage it is hard to act on the assumption of negative effects of further information to patients about the dangers of treatment. More clarification will help to reduce irrational fears and to prevent dropouts through the naming of potential burdens.
The sex of the patients often played a role. Women valued the therapeutic relationship significantly better than male patients. Women showed far less dependence on therapists, and report more positive effects of therapy. But the combination of female therapist and female patient seems to facilitate good psychotherapeutic relationship. But since, as in most studies of this kind, replied only a third of respondents, a random distortion related result cannot be excluded. For various reasons that may have motivated the failure to answer, undesirable phenomena again are possibly to little recorded, so that the found prevalence rates are considered as not to be secured enough. In contrast, the findings reinforce the centrality of the therapeutic relationship as a key factor in encouraging the process of therapy and further developing various pragmatic feedback systems (e.g., Lambert, Hawkins et al. 2005) on the therapeutic relationship experienced in the session.
From the results the need for further, additional research on the factors related to adverse treatment is evident. For this purpose, studies must continue to be studied with samples of negative trends, for the specific factors of these processes are not covered.

Keywords: Psychotherapy, psychotherapeutic relationship, psychotherapeutic risk

Downlaod:

IT-2011-1-2-koschier-maertens-risiken-schaeden-nebenwirkungen-psychotherapie-patientinnenbefragung [4.78 MB]

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