POLYLOGE
Materialien aus der Europäischen Akademie für biopsychosoziale Gesundheit, Naturtherapien und Kreativitätsförderung – Eine Internetzeitschrift für „Integrative Therapie“

Ausgabe 17/2023

Wahrheit: Erosion oder Differenzierung?
Eine Replik zu H. Heuermann: Schwund der Wahrheit – die Erosion eines philosophischen Begriffs  

Michael Mehrgardt, Lübeck, Tamara Niebler, München

Zusammenfassung: Wahrheit: Erosion oder Differenzierung? Eine Replik zu H. Heuermann: Schwund der Wahrheit – die Erosion eines philosophischen Begriffs
Ausgehend von einem Artikel von Heuermann arbeiten die Autor*innen 7 Prämissen heraus, die erkenntnistheoretischen Texten oftmals unhinterfragt zugrunde liegen. Mittels einer Diskussion dieser Setzungen formulieren sie Anforderungen an eine Erkenntnistheorie, die empirisches und hermeneutisches Erkennen umfasst, komplexe Erkenntnis-Situationen ebenso berücksichtigt wie eine „in Bewegung geratene“, weil systemisch verstandene Realität, die das Ineinanderwirken mehrerer Erkenntnis-Subjekte mit der absoluten Realität modelliert, welche die kategoriale Verschiedenheit von subjektiver Wirklichkeit und absoluter, unzugänglicher Realität konsequent durchhält, die jeglichen Versuchen der Quantifizierbarkeit der Wahrheits-Nähe den Boden entzieht und die schließlich um eine präzise Terminologie bemüht ist. Eine derart konzipierte Erkenntnistheorie ist erforderlich, um die Psychotherapie und andere Humanwissenschaften auf ein solides epistemologisches Fundament zu stellen.

Schlüsselwörter: Erkenntnistheorie, Epistemologie, Hermeneutik, Psychotherapie, Dialektischer Konstruktivismus, Wahrheit, Wirklichkeit, Realität

Summary: Truth: Erosion or Differentiation? A Reply to H. Heuermann: The Waning of Truth – The Erosion of a Philosophical Term
Referring to an essay of Heuermann the authors identify 7 premises that often underly epistemological publications without being questioned. Discussing these premises, they develop requirements for an epistemology: integrating empirical and hermeneutic recognition; taking into account complex situations of recognition as well as a reality that is “in motion”, as it is conceived systemically; modelling the interaction of several recognizing subjects with the absolute reality; consistently upholding the categorical difference between „Wirklichkeit“ (actuality, subjective reality) and „Realität“ (absolute, inaccessible reality); rejecting any attempts to quantify the proximity to „the“ truth; striving for a precise terminology. An epistemology designed in such a manner is required to get a solid epistemological basement of psychotherapy and other human sciences.

Keywords: Epistemology, hermeneutics, psychotherapy, dialectical constructivism, truth, actuality, reality

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