POLYLOGE
Materialien aus der Europäischen Akademie für biopsychosoziale Gesundheit
Eine Internetzeitschrift für „Integrative Therapie“
Ausgabe 25/2016
Konnektivierung, Integration, Pluralität –
Auswirkungen der Moderne auch im psychotherapeutischen Feld
Hilarion G. Petzold (2016/1998f)
Zusammenfassung: Konnektivierung, Integration, Pluralität – Auswirkungen der Moderne auch im psychotherapeutischen Feld
Diese Arbeit von 1998 (f) ist wichtig für ein Integrationsverständnis im Feld der Psychotherapie im Allgemeinen und für das der Integrativen Therapie im Besonderen. Dieses Integrationskonzept wurde in der Folge von Johanna Sieper (2000, 2006) und Hilarion Petzold (2002a, 2005r, 2009k) im Verständnis der „Dritten Welle“ unseres Ansatzes weiterführend dargestellt. Das Konzept der Konnektivierung wurde im Kontext supervisorischer Theorienbildung von Petzold (1994a) inauguiert und wird hier exemplarisch auch in Reflexion unseres Verhältnisses zur Gestalttherapie dargestellt, deren Defizite wir über Jahrzehnte ergänzt haben. Der Text war damit – wie viele andere meiner Texte auch – ein „Geschenk“ an die Gestalt-Community, Geschenke, die von ihr (sieht man von Frank Staemmlers „Entlehnungen“, um das neutral zu formulieren, einmal ab) nie angenommen und für ihre eigene Weiterentwicklung genutzt wurden. In der wachsenden Pluralität einer akzelerierten Moderne stehen wir in vielen Feldern, so auch in der Psychotherapie, vor permanenten Differenzierungs- und Integrationsaufgaben. Vielfältiges bedarf der „Konnektivierung“, der Prozesses des Verbindens, so unser Terminus, was den Versuch meint, Verbindbares zu vernetzen (und nicht alles ist zu verbinden). Allein solch ein Konnektivieren ist schon ist eine Form von (schwacher) Integration. So konnten Gestalttherapie und Integrative Therapie verbunden werden oder Gestalttheorie und Hermeneutik und damit wiederum konnte ein Link zum neurowissenschaftlich und kognitionswissenschaftlich begründeten »Konnektionismus« hergestellt werden, wobei stets Differenzen sichtbar bleiben. Solche Konnektivierungen bedürfen einer „transversalen Vernunft“, ein Konzept, das wir später vertieft ausgearbeitet haben (Petzold, Orth, Sieper 2013a) auch um unsere Integrationsarbeit von der Gestalttherapie des F.S. Perls zu unterscheiden, der weder über ein Konzept der Vernunft (wir rechnen sie zu den „höheren Kognitionen“) noch über eine Integrationstheorie verfügt, was auch zu einer gewissen Stagnation in der Theorieentwicklung geführt hat, die bis heute noch spürbar wirkt. Ohne Integrationstheorie und -praxis kann heute kein Therapieverfahren weiterkommen. Insofern hat diese Arbeit durchaus eine hohe Aktualität.
Schlüsselworte: Integrationarbeit in der Psychotherapie, Konnektivieren, transversale Vernunft, Gestalttherapie, Integrative Therapie
Summary: Connectivity, Integration, Plurality – Consequences of Modernity, also in the field of psychotherapy
This text from 1998 (f) is important for an understanding of „integration“ within the field of psychotherapy in general and for Integrative Therapy in particular. This concept was further expounded by Johanna Sieper (2000, 2006) and Hilarion Petzold 2002a, 2005r, 2009k) in the perspective of the „Third Wave“ of our approach. The concept of “connectivation” (“Konnektivierung”) has been inaugurated by Petzold (1994a) in the context of supervisory theory building. Here it is exemplified by reflecting our relation with Gestalt therapy, whose deficits we have tried to compensate for decades. This text – as many others of my works – was meant to be a “present” to the Gestalt-Community, which has however (except Frank Staemmlers “borrowings”, to put it in a neutral way) never accepted and used it for its own development). In the fast growing plurality of the accelerated modernity there is in many fields, and of course also in psychotherapy, a permanent need for distinction and integration. Diversity is asking for “connectivation, i.e. the processes of connecting“ („Konnektivierung“, so our term). It is signifying the attempt to connect elements apt to be connected (and not everything can be connected). Such a process of connectivation is by itself a form of (weak) integration. In this manner it was possible to interconnect Gestalt Therapy and Integrative Therapy, or Gestalt theory and hermeneutics and furthermore to establish a link with »connectionism« and its base in neuroscience and cognitive science while never clouding existing differences. Such processes of connecting are requiring a concept of „transversal reason“, that we have further developed with greater depth (Petzold, Orth, Sieper 2013a) also in order to distinguish our notion of integration work from that of F.S. Perls‘ Gestalt Therapy. He neither disposed of a concept of reason (we consider it as a „higher cognition) nor of a theory of integration. Both is causing a certain stagnation in the theory development of Gestalt Therapy still noticeable today. Without a theory and practice of integration no approach of psychotherapy has nowadays a chance to get along. Also for this reason this text is of high relevance to the present situation.
Keywords: Integration work in psychotherapy, Connecting, transversal reason, Gestalt Therapy, Integrative Therapy
Literatur:
Petzold, H.G. (1994a): Mehrperspektivität – ein Metakonzept für die Modellpluralität, konnektivierende Theorienbildung für sozialinterventives Handeln in der Integrativen Supervision, Gestalt und Integration 2, 225-297 und in: Petzold (1998a) 97-174.
Petzold, H.G. (2002a): Integrative Therapie in Kontext und Kontinuum – Beginn einer „Dritten Welle“ der Entwicklung. Düsseldorf/Hückeswagen, FPI-Publikationen. www.FPI-Publikationen.de/materialien.htm: POLYLOGE: Materialien aus der Europäischen Akademie für psychosoziale Gesundheit – 11/2002, http://www.fpi-publikation.de/polyloge/112002-petzold-h-g-2002a-integrative-therapie-in-kontext-und-kontinuum-beginn-einer/ ; als „Einführung“ in: Petzold 2003a: Integrative Therapie. 3 Bde. Paderborn: Junfermann, (überarb. und ergänzte Neuauflage von 1991a/1992a/1993a) S. 25-85.
Petzold, H.G. (2005r/2010): Entwicklungen in der Integrativen Therapie als „biopsychosoziales“ Modell und „Arbeit am Menschlichen“. Überlegungen zu Hintergründen und proaktiven Perspektiven. Integrative Therapie 40 Jahre in „transversaler Suche“ auf dem Wege. Krems, Zentrum für psychosoziale Medizin. Hückeswagen: Europäische Akademie für Psychosoziale Gesundheit. www. FPI-Publikationen.de/materialien.htm – POLYLOGE: Materialien aus der Europäischen Akademie für psychosoziale Gesundheit – 04/2010. http://www.fpi-publikation.de/polyloge/042010-petzold-h-g-2005r-updating-2010-integrative-therapie-neue-wege-einer-humantherapie/
Petzold, H. G. (2009k/2011): Transversale Erkenntnisprozesse der Integrativen Therapie für eine Ethik und Praxis „melioristischer Humantherapie und Kulturarbeit“ durch Multi- und Interdisziplinarität, Metahermeneutik und „dichte Beschreibungen“. POLYLOGE: Materialien aus der Europäischen Akademie für psychosoziale Gesundheit – 15/2009; http://www.fpi-publikation.de/wp-content/uploads/polyloge_petzold-transversale-erkenntnisprozesse-integrativen-therapie-altruistische-ethik-polyloge-15-2009.pdf ; repr. erg. in: Petzold, H.G., Sieper, J. (2011): “ Menschenliebe heilt.Altruismus und Engagement. Potentialorientierte Psychotherapie. Die Aktualität des HENRY DUNANT 1828 – 1910.“ Krammer Verlag, Wien 2011. S. 137 – 244.
Petzold, H. G., Orth, I., Sieper, J. (2013b): TRANSVERSALE VERNUNFT. Fritz Perls, Salomo Friedlaender und die Gestalttherapie – einige therapiegeschichtliche Überlegungen zu Quellen, Bezügen, Legendenbildungen und Weiterführungen als Beitrag zu einer „allgemeinen Theorie der Psychotherapie“ (Erweiterte Fassung von Petzold 2013c) in: POLYLOGE, Ausgabe 16/ http://www.fpi-publikation.de/polyloge/162013-petzold-h-g-sieper-j-orth-i-2013b-transversale-vernunft-fritz-perls-salomo/
Sieper, J. (2000): Ein neuer „POLYLOG“ und eine „Dritte Welle“ im „herakliteischen Fluß“ der INTEGRATIVEN THERAPIE – Transgressionen III. Polyloge 03/2000. http://www.fpi-publikation.de/polyloge/032000-sieper-j-ein-neuer-polylog-und-eine-dritte-welle-im-herakliteischen-fluss/
Sieper, J. (2006): „Transversale Integration“: Ein Kernkonzept der Integrativen Therapie – Einladung zu ko-respondierendem Diskurs. Integrative Therapie, 3-4, 393-467 und erg. in: Sieper, J., Orth, I., Schuch, H.W. (2007) (Hrsg.): Neue Wege Integrativer Therapie. Klinische Wissenschaft, Humantherapie, Kulturarbeit. Bielefeld: Edition Sirius, Aisthesis Verlag, S. 393-467. -. In: POLYLOGE 14/2010. http://www.fpi-publikation.de/polyloge/142010-sieper-johanna-transversale-integration-ein-kernkonzept-der-integrativen-therapie/
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